Technische Daten |
Hersteller |
VEB Pentacon, Dresden |
Typ |
Prakti |
Einführung |
Vorstellung Leipziger Herbstmesse 1960
Verkaufsstart 1962 |
Ausverkauf |
ca. 1969 |
Neupreis |
234 DM / 120 Euro (Preis 1963)
460 Mark (DDR EVP 1962 zzgl. 60 Mark für die Bereitschaftstasche)
300 Mark (DDR EVP 1969 inkl. Bereitschaftstasche) |
Filmtyp |
Kleinbildpatrone 135, Bildformat 24 x 36 mm, manuell 12 - 27 DIN bzw. 12 - 400 ASA einstellbar |
Optik |
Meyer Optik Görlitz Domiton 1:4/40mm (Tessartyp) |
Blendenbereich |
4-16 |
Entfernungseinstellung |
1,3 Meter bis Unendlich (über Entfernungssymbole) |
Fokussierung |
Manueller Fokus |
Bajonett |
ohne |
Objektivschutz |
durch Bereitschaftstasche |
Filtergewinde |
M35,5 |
Vergütung |
einfach |
Verschluß |
Prestor Zentralverschluß, 1/30 bis 1/250s und "B" |
Belichtungsmessung |
Blendenautomatik durch Selenzelle, Belichtungszeit je nach Motiventfernung vorgewählt |
Blitz |
PC-Buchse, Synchronzeit 1/30s |
Sucher |
aufwendiger Sucher mit Zwischenbild, ohne Bildfeldrahmen, ohne Parallaxmarken, Meßwerksnadel ohne Skala eingespiegelt |
Selbstauslöser |
ohne |
Stromversorgung |
2 Mignonzellen 1,5 Volt |
Abmaße |
130 x 88 x 60 mm |
Gewicht |
700 Gramm |
Sonstiges |
Stativgewinde, nicht selbstrückstellendes Bildzählwerk, motorischer Filmtransport (nur vorwärts) |
Bemerkungen |
Die Prakti war ein ambitioniertes Projekt für die DDR-Kameraproduktion, leider mußte sie aufgrund von "Druck von Oben" in kürzester Zeit entwickelt werden und war nicht ganz ausgereift, als sie auf den Markt gebracht wurde. Außerdem benötigt sie Mignonzellen als Stromversorgung und die damaligen Zink-Kohle-Zellen waren mit heutigen Hochleistngs-Alkalinebatterien nicht zu vergleichen, oft hielt ein frischer Batteriesatz nicht eimal 36 Bilder eines Filmes durch. Ein zusätzlicher Handaufzug war angedacht worden, konnte aber aufgrund des hohen konstruktiven Aufwands nicht verwirklicht werden.
Die Ausfallqoute in der Produktion betrug zeitweise bis zu 40% und auch die Reklamationen beim Kunden waren hoch. Die damals übliche Garantiezeit von 6 Monaten wurde vom Hersteller freiwillig auf 24 Monate erhöht. Insgesamt ca. 61.000 Exemplare wurden gefertigt, die letzten dieser Kameras mußten mit massiven Preissenkungen "in den Markt gedrückt" werden, der ursprungliche Verkaufspreis war im Osten zu hoch und im Westen waren die Kameras aufgrund der Probleme überhaupt nicht mehr absetzbar.
Aus heutiger Sicht war die Prakti ein Meilenstein der Kamerageschichte, eine vollautomatische Kamera mit elektrischem Filmtransport war 1960 revolutionär. Die später in unzähligen Modellen und Stückzahlen verkauften "Point and Shoot" - Kameras der "Draufhalten und Abdrücken" - Klasse sind allesamt Nachfolger der Prakti. Und die Prakti hat sogar das erste Motivprogramm, in der Einstellung "Sport" (Symbol ein gallopierendes Pferd) wird die Belichtungszeit auf 1/250s verstellt, während sonst nur 1/60s benutzt wird. Nichtzuletzt unterscheidet sich das Design wohltuend von all den Sucherkameras der 1950/60er Jahre mit ihrem "Dutzendgesicht", die schnörkellose elegante Prakti wirkt mit der glatten Bauhaus-artigen Gestaltung auch heute noch elegant. Allerdings ist sie leider aufgrund der "Innereien" extrem schwer.
Die Belichtungszeit wird passend zur eingestellten Entfernung eingestellt, die Belichtung über eine Blendenautomatik stufenlos geregelt, der Filmtransport erfolgt elektrisch und im Sucher zeigt eine eingespiegelte Nadel an, ob das Umgebungslicht ausreichend ist. Im Blitzbetrieb und in Stellung "B" muß die Blende allerdings sehr umständlich eingestellt werden, nämlich über das Filmempfindlichkeitsrad! Die dabei resultierende Blende steht nicht auf der Walze, nur in der Bedienungsanleitung ist eine Übersetzungstabelle abgedruckt. Außerdem ist durch die Kopplung von Entfernungsverstellung und Belichtungszeitverstellung die Entfernung 1,5 Meter fest eingestellt, damit "unendlich" halbwegs scharf abgebildet wird, muß Blende 16 (= Einstellung 27 DIN) eingestellt werden.
Neben den Problemen mit den damaligen recht unzuverlässigen Batterien ist ein weiteres Hauptproblem der Prakti der Antriebsmotor für den Filmtransport, der platzsparend in der Filmaufwickelspule montiert ist, jedoch nur über einem Kunststoffzapfen mit dem Kameragehäuse verbunden ist. Dieser brach bereits in der Garantiezeit oft ab, heutzutage dürften viele der noch vorhandenen Exemplare dieses Problem haben.
Der unter in der Kamera in der Nähe des Bildzählwerks befindliche Kontakt, der den Motor nach Transportieren eines Bildes bzw. am Filmende abschaltet, ist ebenfalls eine Schwachstelle, seine Halterung besteht aus im Lauf der Zeit versprödenden Kunststoffen, so daß der Motor nicht mehr anlaufen kann, wenn die Halterung gebrochen ist.
Das Zerlegen der Kamera ist ohne Tipps schwierig, denn es sind keine von außen sichtbaren Schrauben erkennbar. Die Deckplatte wird durch die Trageösenschrauben befestigt, die Bodenplatte mit der fest verbundenen Seitenwand durch einen Ring um das Stativgewinde und um die Rückspulkurbel. |
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